Gibt es eigentlich eine Definition der Zeitspannen: jetzt, gleich, sofort, dann und ähnliches? Bereits vor 2010 habe ich mich mit diesem Phänomen beschäftigt und auch eine erste Definition vorgenommen. Nun interessiert mich die Aussage erneut und ich möchte endlich wissen: Wie lange ist jetzt?
Auf den Kontext kommt es an
Viele Definitionen ergeben sich aus dem Kontext des Satzes.
Die Stimme des Navigationsgerätes könnte beispielsweise sagen: „Gleich rechts“ und meint „In 500 Metern rechts abbiegen“.
Das Fernsehen benutzt die Wörter „gleich“ und „jetzt“ sehr regelmäßig. Gleich wird dabei meist bei eigenen Programmankündigungen verwendet. In diesem Fall läuft die aktuelle Sendung noch etwa 30 bis 45 Minuten und im Anschluss folgt das beworbene Programm.
„Gleich“ ist also in 30 bis 45 Minuten
„Jetzt“ wird in einem ähnlichen Zusammenhang verwendet. Zumeist vor dem letzten Werbeblock: „Jetzt folgt xyz“. Hier kann man von einer Zeitspanne von etwa 5 Minuten ausgehen.
„Jetzt“ dauert etwa 5 Minuten
Das Zukünftige – Von kurz zu lang: Sofort, Jetzt, Gleich, Dann
Laut meiner Auffassung ergibt sich folgender Zeitstrahl.“ Sofort“ ist kürzer als „Jetzt“, „Gleich“ ist ebenfalls länger aber kürzer als „dann“.
In Zeiten ausgedrückt
Um eine nachvollziehbare zeitliche Einordnung zu bieten, möchte ich euch gedanklich in einen Arbeitstag mitnehmen. Ich sitze gerade an einer Aufgabe und erhalte eine Anfrage: „Kannst du dich bitte um xyz kümmern“? Je nachdem, mit welchen Wort ich antworte, verbinde ich eine individuelle Zeitspanne damit.
- im Augenblick oder augenblicklich | eine unbestimmte Zeitangabe, die das aktuelle Geschehen beschreibt.
- Sofort ~ 15 Sekunden | Ich würde an der Stelle meine Aufgabe zur Seite legen und mich um die Neue kümmern.
- Moment = 90 Sekunden |Im Mittelalter wurde eine Stunde in 40 Momente (hier Momentum) unterteilt, wodurch ein Moment mit 90 Sekunden definiert wurde.
Bald heißt nicht jetzt und sofort, aber auch nicht Vertagung um viele Jahre.
Gerhard Stoltenberg, Verteidigungsminister, 1989 [1]Aus einem Interview mit Dr. W. Mentrup, Sprachwissenschaftler. taz.de vom 22. Mai 1989
- Demnächst dauert noch etwas länger und ein „Demnächst“ fordert keine konkrete Zeit ein.
- Künftig bietet einen riesigen Spielraum | Der Zeitpunkt ist nicht nur unbestimmt, in seiner Zeit weit weg, sondern vage und selbst die Wahrscheinlichkeit des Eintretens bleibt nicht gesichert.
- Später legt sich gar nicht fest | Eine Zeitspanne, die etwas auf unbestimmte Zeit hinausschiebt und von anderen Erledigungen abhängig ist. [2] nach Dr. W. Mentrup, Sprachwissenschaftler
- Sei geduldig, ist ebenfalls vage formuliert | Geduld haben ist zudem weniger eine Zeitangabe, als ein Mix aus Ausdauer, Durchsetzungsvermögen, Selbstkontrolle und Willen. Die Dauer wird durch den Kontext festgelegt und erhält meist dadurch eine zeitliche Einordnung.
Geduld ist keine statische Eigenschaft ist, sondern eine dynamische Fähigkeit, die entwickelt und gepflegt werden kann. Ihre Dauer hängt von der individuellen Persönlichkeit, den Erfahrungen und der Einstellung einer Person ab. Es ist unangemessen, eine allgemeine Zeitspanne für die Entwicklung von Geduld festzulegen, da sie von Mensch zu Mensch variieren kann.
In anderen Kontexten können die Zeitspannen durchaus weiter auseinanderliegen. Allerdings bleibt die Skala für mich identisch.
Das Vergangene
Ebenso, wie der vorwärts gewandte Blick, werden Beschreibungen der Vergangenheit mit unterschiedlichen Begriffen erfasst.
- Letztens | „Ich habe letztens einen Artikel gelesen“ Es muss sich daran erinnert werden können und eine genauere Angabe kann nicht erfolgen. Daher ist dieses Ereignis für mich nicht länger als einen Monat her.
Webseiten zum Thema
http://www.art-magazin.de/blog/2011/11/20/wie-lang-dauert-jetzt/
ASAP entstand beim Militär als Kommando. https://www.homburg-partner.com/lexikon/asap/
Sprachgebrauch zu jetzt, gleich, später, demnächst, sofort und schnellstmöglich
Wikipedia: Liste von Größenordnungen der Zeit
Quellen und Fußnoten
10 Antworten auf „Von kurz zu lang: Sofort, Jetzt, Gleich und Dann“
Wie lange ist die zeitspanne von „kurz“
Wenn jetzt zb jemand sagt:“ich bin kurz weg.“
Solche Angaben sind immer vom Kontext abhängig. Da ich allerdings „kurz“ noch nicht betrachtet habe, finde ich dies interessant. Aus dem Bauch heraus würde ich auf unter 60 Minuten tippen.
Die Zeitspanne von „Ich bin gleich da“ habe ich auf 15 bis 45 Minuten taxiert. Ein „ich bin in Kürze da“, würde ich daher kurz danach einsortieren. Somit etwa 30 bis 75 Minuten angeben.
Wie viele Minuten waren später?
Ein „Später“ ist die längst mögliche Zeitspanne. Eine Zeitspanne, die etwas auf unbestimmte Zeit hinausschiebt und von anderen Erledigungen abhängig ist. Wenn die vorgelagerte Tätigkeit nicht erledigt wird, trifft das „Später“ gar nicht erst ein.
Hello,
interessanter Beitrag.
Wo genau würdest du die Zeitspanne des Wortes „letztens“ einordnen?
Hast du zu den Vergangenheitsformen evtl. auch einen Zeitstrahl erstellt?
Ganz lieben Dank für deinen Input!
Sehr interessante Frage, danke Natascha!
Ich habe dies zum Anlass genommen und mir zumindest „letztens“ sprachlich betrachtet. Für mich eine zurückliegende Zeitspanne zwischen 1 und 30 Tage.
Das Wort „demnächst“ würde mich interessieren.
Danke
In Bezug auf ein Schild am Info-Schalter eines Unternehmens: „…. Wir sind gleich für die da.“ – Wie lange sollte die zumutbare Zeitspanne für den Kunden betragen? – PS: ich warte jetzt schon 80 Minuten 🙄
Wie geschrieben, halte ich ein „gleich“ für eine Zeitspanne von bis zu 45 Minuten. Auf dem Schild hätte demzufolge ein „zeitnah“ stehen müssen. Aber da dies sehr unbestimmt ist, wollte das Unternehmen mit dieser unpräzisen Zeitangabe die Kunden nicht verschrecken. Auch wenn es die Wahrheit gewesen wäre 😉
Habe ihre Zeitspannen gelesen , in welcher Zeit muss GEDULDIG abgearbeitet sein denn seien Sie geduldig wie lange muss ich also auf Erledigung warten?